Dienstag, 11 Februar, 2025

Fremdeln: Wann fremdeln Babys und wie du sie sicher begleitest

Wenn dein Baby plötzlich ängstlich reagiert, obwohl es eben noch fröhlich mit dir gespielt hat, fragst du dich vielleicht: “Wann fremdeln Babys eigentlich?” Genau in diesem Moment zeigt dir dein Kind, dass es einen riesigen Fortschritt in seiner Entwicklung macht. Viele Eltern sind zwar erst einmal verunsichert, doch das Fremdeln ist weder ungewöhnlich noch besorgniserregend. Es belegt vielmehr, dass dein Baby lernt, zwischen vertrauten und fremden Personen zu unterscheiden – ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu emotionaler Intelligenz.

Im Video der Privatklinik Goldenes Kreuz erklärt Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Monika Resch, dass dieser Entwicklungsschritt bereits ab dem 4. Lebensmonat auftreten kann. Häufig wird aber um den achten Monat herum ein besonders starkes Fremdeln beobachtet, weshalb man auch von der Achtmonatsangst spricht. Wenn du dich sorgst, ob mit deinem Baby alles stimmt, lass dir gesagt sein: Diese Phase vergeht und ist ein Zeichen dafür, dass dein Nachwuchs gesund und wachsam ist.

Ab wann fremdeln Babys besonders deutlich?

Die Frage “Ab wann fremdeln Babys?” lässt sich pauschal nicht mit einer genauen Monatszahl beantworten. Manche Kinder beginnen bereits früh ab dem vierten oder fünften Monat, sich gegenüber unbekannten Menschen zurückzuziehen, andere erst deutlich später. Oft zeigt sich dieses Verhalten, wenn die emotionale Intelligenz und das Bewusstsein für die eigene Person stärker werden.

Objektpermanenz und emotionale Entwicklung

Ein wichtiger Faktor ist die Objektpermanenz. Dein Baby erkennt plötzlich, dass Menschen und Dinge weiter existieren, auch wenn es sie gerade nicht im Blick hat. Die Erkenntnis “Mama oder Papa könnte weg sein, während ich bei jemand Fremdem bin” kann verunsichern und zu lautstarken Protesten führen. Zugleich spiegelt Fremdeln eine wachsende emotionale Intelligenz wider: Dein Kind lernt, seine Gefühle (Unsicherheit, Angst) in Relation zu unbekannten Personen wahrzunehmen und auszudrücken.

In unserem Artikel zur Entwicklung von Babys findest du mehr Informationen über den spannenden Prozess, den dein Kind in den ersten Lebensmonaten durchläuft.

Woran erkennst du, dass dein Baby fremdelt?

Die Anzeichen fürs Fremdeln variieren von Kind zu Kind. Einige möchten auf keinen Fall auf den Arm fremder Personen, andere beobachten Unbekannte aus sicherer Entfernung, ohne zu weinen. Folgende Verhaltensmuster sind typisch:

  • Klammern und Wegdrehen: Dein Baby sucht vermehrt Körperkontakt, versteckt sein Gesicht bei dir oder weicht fremden Blicken aus.
  • Weinen und Schreien: Manche Babys reagieren sehr lautstark, sobald eine Person, die sie nicht kennen, zu nahe kommt.
  • Unruhe in fremder Umgebung: Dein Kind wird unruhig oder ängstlich, wenn ihr Besuch bekommt oder wenn ihr jemanden besucht, den es kaum kennt.
  • Skeptisches Beobachten: Es dreht sich vielleicht weg, beäugt die fremde Person aber gleichzeitig mit großem Interesse.

Wichtig: Nicht jedes Baby zeigt alle Merkmale. Wenn dein Kind z. B. nicht laut weint, heißt das nicht, dass es nicht fremdelt. Achte stattdessen auf seine Körpersprache und die gesamte Stimmungslage.

So gibst du deinem Baby Sicherheit

Wenn du merkst, dass dein Kleines fremdelt, kannst du ihm durch dein Verhalten viel Halt geben. Die folgenden Tipps helfen dabei, die Situation für euch beide zu entspannen.

1. Ruhe bewahren und Gelassenheit ausstrahlen

Deine Gefühlslage überträgt sich auf dein Baby. Spürst du selbst Unsicherheit oder Druck, kann sich das negativ auf die Stimmung deines Kindes auswirken. Atme also tief durch, halte sanften Blickkontakt und setze auf eine beruhigende Stimme. So merkt dein Baby: “Mama oder Papa haben alles im Griff.”

2. Tempo vom Kind bestimmen lassen

Dränge dein Baby nicht in Begegnungen, zu denen es noch nicht bereit ist. Manchmal möchten gutmeinende Verwandte oder Freunde das Baby sofort hochnehmen. Erkläre ihnen, dass dein Kind Zeit braucht, um sich an neue Gesichter zu gewöhnen. Zwing es nicht zu Körperkontakt: Lieber langsam annähern, freundlich reden und das Baby entscheiden lassen, wann es Nähe zulässt.

3. Vertraute Rituale schaffen

Rituale wie ein bekanntes Kuschellied, eine kleine Einschlafmelodie oder ein Schmusetuch helfen deinem Baby, sich sicher zu fühlen. Das gilt nicht nur zu Hause, sondern auch in neuen Situationen. Nimm zum Beispiel das Lieblings-Kuscheltier mit, wenn ihr jemanden besucht.

4. Körpersprache bewusst einsetzen

  • Zugewandt bleiben: Zeige deinem Kind durch deine Haltung, dass du für es da bist. Dreh dich nicht weg, wenn es Schutz sucht.
  • Blickkontakt halten: Indem du Blickkontakt suchst, vermittelst du deinem Baby Nähe und Geborgenheit.
  • Sanfte Berührungen: Oft wirkt schon eine Hand auf dem Rücken oder leichtes Schaukeln beruhigend und signalisiert: “Hier bist du sicher.”

5. Kurze Trennungen üben

Fällt es deinem Baby schwer, dich auch nur kurz aus den Augen zu lassen, könnte es helfen, kleine Trennungen zu trainieren. Verabschiede dich bewusst, geh für eine Minute aus dem Raum und komm wieder. So merkt es, dass du zuverlässig zurückkehrst, und lernt: “Mama oder Papa sind nicht weg, nur weil sie kurz außer Sicht sind.”

Was tun, wenn das Fremdeln sehr stark ausgeprägt ist?

Dein Baby fremdelt bei Oma, Papa oder Mama? Manche Babys fremdeln sehr intensiv. Das äußert sich in panischem Schreien, wenn jemand Fremdes den Raum betritt, oder in extremer Klammerei an der Hauptbezugsperson. Folgende Strategien können dann besonders hilfreich sein:

  • Selbstbewusst auftreten: Dein Baby orientiert sich an deiner Stimmung. Wenn du ruhig bleibst und der Situation mit einem Lächeln begegnest, ist das für dein Kind ein starkes Signal, dass nichts Schlimmes passiert.
  • Professionelle Hilfe suchen: Falls das Fremdeln euren Alltag massiv einschränkt, kannst du dich an Erziehungsberatungsstellen, eine Hebamme oder auch einen Kinderpsychologen wenden. Gemeinsam lässt sich klären, wie du am besten reagieren kannst, damit dein Baby (und du selbst) weniger Stress empfindet.
  • Geduldig bleiben: Auch wenn es nervenaufreibend ist, bleibe geduldig. Eine liebevolle Begleitung in dieser Phase stärkt langfristig das Urvertrauen deines Kindes.

Weitere seriöse Informationen und Beratungsangebote findest du zum Beispiel bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) oder dem Portal Kinderärzte im Netz.

Fremdeln ab wann – Ein Fazit mit Ausblick

Ab wann fremdeln Babys? Ob mit vier, sechs oder acht Monaten: Es handelt sich um einen normalen und sogar wichtigen Entwicklungsschritt. Das Fremdeln zeigt, dass dein Kind seine Bindung zu dir als Hauptbezugsperson stärkt und lernt, fremde von vertrauten Gesichtern zu unterscheiden. Genau dadurch entwickelt sich schrittweise ein gesundes Vertrauen in sich selbst und die Welt.

Zwar kann diese Phase anstrengend sein, doch sie wird mit zunehmendem Selbstbewusstsein deines Kindes von allein wieder nachlassen. Viele Eltern berichten, dass sich ihr Baby nach einigen Wochen oder Monaten plötzlich wieder offener zeigt und sogar Freude daran hat, neue Gesichter zu entdecken. Das liegt daran, dass es lernt, mit Unsicherheit umzugehen und sicher zu sein, dass die vertrauten Bezugspersonen immer wieder da sind, wenn es sie braucht.

Warum ist Fremdeln so bedeutsam?

  • Dein Baby erwirbt die Fähigkeit, vertraute von fremden Personen zu unterscheiden.
  • Es erkennt sich selbst als eigenständig und stärkt dadurch seine emotionale Intelligenz.
  • Die enge Bindung zu dir wird vertieft, da du als sicherer Hafen wahrgenommen wirst.

Wenn du also gerade mittendrin steckst, halte dir vor Augen: Fremdeln ist ein Zeichen für eine gesunde Entwicklung. Mit liebevoller Geduld, klaren Ritualen und einer ruhigen Grundhaltung wirst du merken, dass dein Baby diese Hürde meistern kann. Und wenn du dich einmal unsicher fühlst, scheue dich nicht, Rat bei Profis wie Kinderärzt:innen, Hebammen oder Erziehungsberatungsstellen einzuholen – sie sind dafür da, dir und deinem Kind zu helfen.

Wann fremdeln Babys – Quellen & weiterführende Links

Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Fragen oder Unsicherheiten bitte eine Fachperson des Vertrauens aufsuchen.

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