Donnerstag, 14 März, 2024

Schlafhilfen und Schlafumgebung

Schlafen lernen
Quelle: www.pixelquelle.deMindestens in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes wird es für seine Eltern viele, viele Nächte geben, in denen sie kaum ein Auge zumachen. Das ist völlig normal: Säuglinge haben längere Leichtschlafphasen als Erwachsene. Sie müssen erst lernen, sich alleine über diese Phasen hinwegzuhelfen und ihren Rhythmus zu finden. Aber auch nach dem ersten halben Jahr schlafen Kinder kaum regelmäßig durch.

Sie lernen schließlich tagtäglich unglaublich viel Neues kennen, müssen unzählige Eindrücke verarbeiten. Sie machen möglicherweise auch gerade einen Entwicklungsschub durch und sind besonders unruhig, oder ein neuer Zahn sucht sich schmerzend seinen Weg. Ganz zu schweigen davon, wenn die Kinder krank sind und mit Hustenattacken und Schnupfen kämpfen müssen.

Kinder funktionieren ebenso wenig wie Erwachsene jeden Tag gleich. Sie verfügen außerdem noch nicht über die Fähigkeiten, ihre Eindrücke und Gefühle mit dem Verstand zu verarbeiten. Je eher sich Eltern das klar machen, desto schneller werden sie das Thema Schlafen etwas lockerer sehen. Denn das ist das Einzige, was nach einer durchwachten, zermürbenden Nacht wirklich hilft: Stark und gelassen zu bleiben.

Eltern können eine Menge tun, um ihrem Kind beim Einschlafen zu helfen!

Schlaf-Hilfen für Kinder

  • Kinder brauchen einen klar strukturierten Tag. Feste Abläufe und immer wiederkehrende Rituale geben Sicherheit und Halt. Gerade ganz kleine Kinder bringen Veränderungen des Tagesrhythmus schnell aus dem Gleichgewicht.
  • Kinder sollten einen festen Schlafplatz haben und sich nicht mal im Autokindersitz, mal in der Babyschale und mal im Bett der Großen wieder finden.
  • Zu Großmutters Zeiten ließ man Kinder oft so lange schreien, bis sie sich in den Schlaf gebrüllt hatten. Wenn ein Säugling aber stundenlang in seinem Bettchen liegt und nach Leibeskräften schreit, kann dies zum traumatischen Erlebnis werden.
  • Allerdings tut man sich und dem Kind nichts Gutes, wenn man bei jedem Pieps am Bett steht und Brust oder Flasche anbietet. So lernt das Kind nämlich, seine Bedürfnisse durch Brüllen durchzusetzen. Kinder können durchaus wach ins Bett gelegt werden und langsam selbst in den Schlaf finden.
  • Frische Luft und viel Bewegung machen die kleinen Racker am ehesten müde. Dagegen führen – wenn das Kind größer ist – Fernsehen, anstrengende Bastelstunden und Tobereien kurz vor dem Ins-Bett-Gehen dazu, dass der Sprössling überdreht ist und nicht einschlafen kann.

 

Für Mütter und Väter, denen all diese Tipps nicht helfen, hat der amerikanische Schlafforscher Professor Richard Ferber ein Trainingsprogramm entwickelt. Manchen Eltern erscheint dieses Rezept zu streng und schematisch. Andere kommen damit sehr gut zurecht. Vereinfacht funktioniert es so: Das Kind wird wach ins Bett gelegt. Nach einem kurzen Einschlafritual gehen die Eltern aus dem Zimmer und löschen das Licht. Erst nach drei Minuten kehren sie zurück – auch wenn Euer Sprössling schreiend protestiert. Ihr tröstet Euer Kind, streichelt es vielleicht kurz und verlasst nach zwei, drei Minuten wieder den Raum. So vermittelt Ihr den Kleinen Wärme und Zuneigung, aber auch Entschlossenheit. Das Ganze wird nach einem festgelegten Zeitplan wiederholt, bis das Kind schläft. Der minutiöse, harte Behandlungsplan zeigt oft schon nach zwei bis drei Tagen Erfolg.
Der Züricher Kinderarzt und Buchautor Professor Remo Largo verfährt etwas weniger streng: Zunächst müssen die Eltern in einem Protokoll die Schlaf- und Wachzeiten, Schreiphasen und Mahlzeiten ihrer Kinder zehn Tage lang exakt dokumentieren. Dabei stellt sich oft heraus, dass gerade die Mütter und Väter, die sich besonders dringend nach einem geruhsamen Feierabend sehnen, ihre Kleinen viel zu zeitig ins Bett bringen. Ein böses Erwachen gibt es dann, wenn die Babys um vier Uhr morgens ausgeschlafen haben. Als Richtlinie gilt: Im ersten halben Jahr schlafen Babys etwa 14-18 Stunden – allerdings nicht am Stück, sondern über den Tag verteilt. Dann reduziert sich die Zeit auf 12-15 Stunden bis zum dritten Lebensjahr. Bleiben die Schlafschwierigkeiten, rät Largo den Eltern, das Ferbersche Schema etwas abzuwandeln. Sie dürfen neben dem weinenden Kind sitzen bleiben, sollen aber den Stuhl jeden Tag ein bisschen weiter wegschieben. Der Umgewöhnungsprozess kann dann zwar Wochen dauern, aber das Tempo bestimmen Mütter und Väter allein.
 
  
Schlaf-Hilfen für Mütter und Väter

  • Macht Euch nicht verrückt, wenn Ihr wieder eine Nacht nicht geschlafen habt. Versucht, tagsüber den fehlenden Schlaf nachzuholen, zum Beispiel, wenn Euer Baby auch gerade Mittagsruhe hält. Müttern fällt es zwar oft schwer, Arbeit im Haushalt liegen zu lassen. Aber es ist ohnehin eine Illusion, einen Haushalt mit Kind(ern) immer in Ordnung zu halten.
  • Teilt Euch – wenn möglich – nachts die Betreuung des Kindes mit Eurem Partner oder anderen hilfsreichen Menschen. Dann kann wenigstens einer schlafen – notfalls in getrennten Zimmern.
  • Organisiert Euch Unterstützung: Während Tante und Onkel das Kleine spazieren fahren, könnt Ihr schlafen. Vielleicht springt auch einmal eine Freundin ein.
  • Wenn das Kind krank oder besonders unruhig ist, kann es durchaus ins Bett der Erwachsenen. Das erspart einem immerhin die ständige Rennerei zum Kinderbett. Das Kind sollte aber kein Dauergast werden.
  • Nach der Stillzeit müssen Frauen erst wieder lernen durchzuschlafen. Entspannungstechniken, ein wohltuendes Bad vor dem Schlafengehen oder ein schönes Buch können hilfreich sein.

Entnommen aus dem Buch: Kleinkinder-ÖKO-TEST-Ratgeber, Parthas Verlag, Martina Arnold

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