Die Feindiagnostik ist eine spezielle Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft, die dir detailliertere Einblicke in die Entwicklung deines ungeborenen Kindes ermöglicht als die regulären Vorsorgeuntersuchungen. Viele werdende Eltern stellen sich die Frage: Wann ist die Feindiagnostik in der Schwangerschaft der richtige Zeitpunkt und was genau wird dabei überprüft? Dieser Artikel gibt dir Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um diese wichtige Untersuchung. Besonders wenn du schon von Auffälligkeiten bei vorherigen Untersuchungen gehört hast oder zur Risikogruppe gehörst, kann die Feindiagnostik wichtige Informationen liefern und für mehr Sicherheit sorgen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Feindiagnostik und wann wird sie durchgeführt?
Die Antwort auf die häufige Frage „wann Feindiagnostik?“ lautet: Idealerweise zwischen der 20. und 22. Schwangerschaftswoche. Die Feindiagnostik, auch als differenzierte Organdiagnostik bezeichnet, ist eine umfassende Ultraschalluntersuchung, die in diesem Zeitraum durchgeführt wird. In dieser Phase sind die Organe des Babys bereits gut entwickelt und lassen sich besonders gut beurteilen. Anders als bei den drei Basis-Ultraschalluntersuchungen, die von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden, ist die Feindiagnostik eine zusätzliche Leistung.
Der ideale Zeitpunkt für die feindiagnostische Untersuchung liegt genau in der Mitte der Schwangerschaft. Zu diesem Zeitpunkt sind die Organe des Kindes bereits angelegt und ausreichend entwickelt, um sie gründlich zu untersuchen. Gleichzeitig ist das Baby noch nicht so groß, dass bestimmte Strukturen schwerer zu erkennen wären. Falls die Untersuchung Auffälligkeiten zeigt, bleibt zudem genügend Zeit, weitere Untersuchungen einzuleiten und Entscheidungen zu treffen.
Wer führt die Feindiagnostik durch?
Die Feindiagnostik in der Schwangerschaft wird von speziell ausgebildeten Ärzten durchgeführt, meist von Pränataldiagnostikern oder Gynäkologen mit einer entsprechenden Zusatzqualifikation. Sie verfügen über besondere Expertise und hochauflösende Ultraschallgeräte, die detailliertere Bilder liefern als die Geräte in gewöhnlichen gynäkologischen Praxen.
Da nicht jeder niedergelassene Frauenarzt diese spezielle Untersuchung anbietet, kann es sein, dass du für die Feindiagnostik an ein spezialisiertes Zentrum oder eine Schwerpunktpraxis überwiesen wirst. Die Überweisung erfolgt in der Regel durch deinen behandelnden Gynäkologen, besonders wenn bei vorherigen Untersuchungen Auffälligkeiten festgestellt wurden oder wenn Risikofaktoren vorliegen.
Was wird bei der Feindiagnostik untersucht?
Bei der Feindiagnostik wird dein Baby deutlich gründlicher untersucht als bei den Routine-Ultraschalluntersuchungen. Der Arzt nimmt sich für diese Untersuchung mehr Zeit und prüft systematisch alle Organsysteme des ungeborenen Kindes. Zu den untersuchten Bereichen gehören:
- Gehirn und Schädel
- Gesicht mit Lippen, Nase und Augen
- Wirbelsäule und Rückenmark
- Herz (Vier-Kammer-Blick und Ausflusstrakte)
- Lunge und Zwerchfell
- Bauchorgane wie Magen, Darm, Nieren und Blase
- Extremitäten mit Händen und Füßen
- Nabelschnur mit ihren Blutgefäßen
- Plazenta (Mutterkuchen) und Fruchtwassermenge
Neben der Organuntersuchung wird auch das Wachstum des Babys überprüft. Der Arzt misst den Kopfumfang, den Bauchumfang und die Oberschenkellänge und vergleicht diese Werte mit Normkurven. Auch die Fruchtwassermenge und die Beschaffenheit der Plazenta werden beurteilt, da sie wichtige Hinweise auf das Wohlbefinden des Kindes geben können.
Für wen ist die Feindiagnostik besonders empfehlenswert?
Grundsätzlich kann jede Schwangere eine Feindiagnostik in Anspruch nehmen. Besonders empfehlenswert ist sie jedoch für Frauen mit bestimmten Risikofaktoren:
- Alter der Mutter über 35 Jahre
- Auffälligkeiten bei früheren Ultraschalluntersuchungen
- Vorherige Schwangerschaften mit Fehlbildungen
- Erbkrankheiten in der Familie
- Chronische Erkrankungen der Mutter wie Diabetes oder Bluthochdruck
- Einnahme bestimmter Medikamente in der Frühschwangerschaft
- Infektionen während der Schwangerschaft
- Zwillings– oder Mehrlingsschwangerschaften
Auch bei unauffälligen Schwangerschaften kann die Feindiagnostik sinnvoll sein, da sie helfen kann, seltene Fehlbildungen zu erkennen, die bei den Standarduntersuchungen möglicherweise übersehen werden. Viele Eltern schätzen zudem die Möglichkeit, ihr Baby detaillierter sehen zu können.
Kosten der Feindiagnostik und Übernahme durch die Krankenkasse
Die Feindiagnostik in der Schwangerschaft ist keine Standardleistung der gesetzlichen Krankenversicherung und wird daher nicht automatisch übernommen. Wenn jedoch medizinische Gründe vorliegen, wie Auffälligkeiten bei vorherigen Untersuchungen oder bekannte Risikofaktoren, werden die Kosten in der Regel von der Krankenkasse getragen.
Ohne medizinische Indikation muss die Untersuchung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst bezahlt werden. Die Kosten für eine Feindiagnostik variieren je nach Praxis und Umfang der Untersuchung zwischen 150 und 250 Euro. Es lohnt sich, vorab bei verschiedenen Praxen nachzufragen und auch mit deiner Krankenkasse zu klären, ob in deinem speziellen Fall eine Kostenübernahme möglich ist.
Grenzen der Feindiagnostik
Trotz modernster Technik und erfahrener Untersucher hat auch die Feindiagnostik ihre Grenzen. Nicht alle Fehlbildungen oder genetischen Störungen können durch Ultraschall erkannt werden. Die Erkennbarkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Lage des Babys, der Fruchtwassermenge, der Beschaffenheit der mütterlichen Bauchdecke und natürlich der Erfahrung des Untersuchers.
Es ist wichtig zu verstehen, dass ein unauffälliger Befund bei der Feindiagnostik keine Garantie für ein gesundes Kind ist. Umgekehrt bedeutet eine festgestellte Auffälligkeit nicht zwangsläufig, dass dein Baby ernsthafte Probleme haben wird. Bei Auffälligkeiten werden in der Regel weitere Untersuchungen empfohlen, um die Diagnose zu präzisieren.
Umgang mit auffälligen Befunden
Falls bei der Feindiagnostik Auffälligkeiten festgestellt werden, ist das zunächst kein Grund zur Panik. In vielen Fällen handelt es sich um harmlose Varianten oder um Befunde, die sich im Laufe der Schwangerschaft von selbst normalisieren. Dein Arzt wird dir erklären, welche Bedeutung der Befund hat und welche weiteren Schritte sinnvoll sind.
Je nach Art der Auffälligkeit können weitere Untersuchungen empfohlen werden, wie eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese), eine Chorionzottenbiopsie oder speziellere Ultraschalluntersuchungen wie die Farbdopplersonographie. In manchen Fällen kann auch eine Überweisung an ein Perinatalzentrum sinnvoll sein, wo ein interdisziplinäres Team aus Spezialisten zur Verfügung steht.
FAQs zur Feindiagnostik
Was genau wird bei der Feindiagnostik untersucht?
Bei der Feindiagnostik werden alle wichtigen Organsysteme deines ungeborenen Kindes detailliert untersucht, darunter Gehirn, Herz, Lunge, Nieren und Extremitäten. Auch die Plazenta und die Fruchtwassermenge werden beurteilt. Die Untersuchung ist deutlich umfangreicher als die regulären Vorsorgeultraschalls.
Warum ist die Feindiagnostik meist zwischen der 20. und 22. Schwangerschaftswoche?
Dieser Zeitpunkt ist ideal, weil die Organe deines Babys dann groß genug für eine detaillierte Beurteilung sind, das Kind aber noch genügend Platz im Bauch hat, um gute Schallbedingungen zu ermöglichen. So können Auffälligkeiten am besten erkannt werden. Lies mehr dazu im Abschnitt „Was ist die Feindiagnostik und wann wird sie durchgeführt?“.
Tut die Feindiagnostik weh?
Nein, die Feindiagnostik ist für dich und dein Baby völlig schmerzfrei. Es handelt sich um eine erweiterte Ultraschalluntersuchung, die über die Bauchdecke durchgeführt wird. Der einzige Unterschied zu normalen Ultraschalluntersuchungen ist, dass sie in der Regel etwas länger dauert.
Kann ich bei der Feindiagnostik das Geschlecht meines Babys erfahren?
Ja, in der Regel ist das Geschlecht deines Babys zum Zeitpunkt der Feindiagnostik (etwa 20.-22. SSW) gut erkennbar. Falls du das Geschlecht noch nicht wissen möchtest, teile dies dem Arzt vor der Untersuchung mit.
Wie zuverlässig ist die Feindiagnostik?
Die Feindiagnostik kann viele, aber nicht alle Fehlbildungen erkennen. Die Erkennungsrate hängt von der Art der Fehlbildung, der Erfahrung des Untersuchers und anderen Faktoren ab. Bei optimalen Bedingungen können etwa 90% der schweren Organfehlbildungen entdeckt werden, aber kleinere Anomalien oder bestimmte genetische Erkrankungen bleiben möglicherweise unentdeckt.