Eine Schwangerschaft ist eine besondere Zeit, die von Vorfreude, aber auch von Sorgen um die Gesundheit geprägt ist. Besonders Infektionskrankheiten wie Scharlach können werdende Mütter verunsichern. Scharlach in der Schwangerschaft tritt zwar nicht häufiger auf als sonst, verdient aber besondere Aufmerksamkeit. Die durch Streptokokken der Gruppe A verursachte Erkrankung kann sowohl für dich als auch für dein ungeborenes Kind Risiken bergen. Zudem ist es wichtig zu wissen, dass es verschiedene Streptokokken-Typen gibt – während Gruppe-A-Streptokokken Scharlach auslösen, sind Gruppe-B-Streptokokken für das Screening vor der Geburt relevant.
Was ist Scharlach und wie erkenne ich ihn in der Schwangerschaft?
Scharlach, ausgelöst durch Gruppe-A-Streptokokken, äußert sich in der Schwangerschaft oft mit klassischen Symptomen, die aber auch untypisch sein können. Diese Bakterien produzieren Toxine, die für die typischen Symptome verantwortlich sind. Während der Schwangerschaft können sich die Anzeichen etwas anders darstellen oder mit schwangerschaftsbedingten Beschwerden verwechselt werden.
Die klassischen Symptome von Scharlach in der Schwangerschaft umfassen:
- Hohes Fieber (über 38,5°C)
- Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
- Charakteristischer roter Hautausschlag, der meist am Oberkörper beginnt
- „Himbeerzunge“ (stark gerötete Zunge mit geschwollenen Papillen)
- Kopfschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl
Bemerkenswert ist, dass der typische Scharlach-Ausschlag die Mund-Nasen-Partie meist ausspart, was zu einer auffälligen Blässe um den Mund führt. Dies wird als „periorale Blässe“ bezeichnet und ist ein wichtiges Erkennungsmerkmal.
Risiken von Scharlach in der Schwangerschaft je Trimester
Eine Scharlach-Infektion während der Schwangerschaft erfordert besondere Aufmerksamkeit. Die Auswirkungen können je nach Schwangerschaftstrimester variieren.
Scharlach in der Schwangerschaft im 1. Trimester
Besondere Vorsicht ist bei Scharlach in der Schwangerschaft im 1. Trimester geboten. In dieser kritischen Phase der Organentwicklung deines Babys können hohes Fieber und die bakterielle Infektion theoretisch das Risiko für Fehlbildungen erhöhen. Es gibt jedoch keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege für einen direkten Zusammenhang zwischen Scharlach und Fehlbildungen.
Das hohe Fieber, das mit Scharlach einhergeht, kann allerdings potenziell problematisch sein. Studien deuten darauf hin, dass anhaltendes hohes Fieber im ersten Trimester das Risiko für Neuralrohrdefekte leicht erhöhen könnte. Daher ist eine prompte Fiebersenkung wichtig.
Risiken im 2. und 3. Trimester
Tritt Scharlach in der Schwangerschaft im 2. Trimester oder später auf, birgt dies andere Herausforderungen. In diesen Phasen ist das Risiko für Fehlbildungen geringer, aber unbehandelte Streptokokken-Infektionen können zu Komplikationen führen wie:
- Frühgeburt
- Wachstumsverzögerungen beim Ungeborenen
- Erhöhtes Risiko für einen vorzeitigen Blasensprung
- In seltenen Fällen auch Fehlgeburt
Eine besondere Gefahr stellt die Entwicklung eines rheumatischen Fiebers oder einer Glomerulonephritis dar, wenn die Streptokokken-Infektion nicht adäquat behandelt wird.
Diagnose: Streptokokken-Test bei Scharlach-Verdacht
Bei Verdacht auf Scharlach erfolgt ein Streptokokken-Test, meist als Rachenabstrich, um A-Streptokokken nachzuweisen. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem Streptokokken-Abstrich in der Schwangerschaft (oft als B-Streptokokken-Test bezeichnet), der später zur Vorsorge vor der Geburt durchgeführt wird. Der Rachenabstrich auf A-Streptokokken liefert oft binnen weniger Minuten ein Ergebnis und ist völlig ungefährlich für dich und dein Baby.
In manchen Fällen kann auch ein Streptokokken-Abstrich aus anderen Körperregionen sinnvoll sein, besonders wenn es um die Vorbereitung auf die Geburt geht. Etwa 15-20% aller Schwangeren sind Trägerinnen von B-Streptokokken im Urogenitaltrakt, was bei der Geburt zu einer Übertragung auf das Neugeborene führen kann.
Behandlung von Scharlach während der Schwangerschaft
Die gute Nachricht: Scharlach lässt sich in der Schwangerschaft gut behandeln. Ärzte verschreiben in der Regel Antibiotika, die sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind unbedenklich sind.
Penicillin ist das Mittel der ersten Wahl, da es als sicher während der gesamten Schwangerschaft gilt. Bei Penicillin-Allergie stehen alternative Antibiotika zur Verfügung. Die Behandlung dauert üblicherweise 7-10 Tage, und es ist wichtig, die Antibiotika-Therapie vollständig abzuschließen, auch wenn die Symptome bereits abgeklungen sind.
Neben der Antibiotikabehandlung sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
- Ausreichend Ruhe und Schonung
- Reichlich Flüssigkeitszufuhr
- Bei Fieber: fiebersenkende Mittel nach Rücksprache mit dem Arzt
- Halsgurgeln mit Salzwasser zur Linderung der Halsschmerzen
Unterschied zwischen Streptokokken und Scharlach
Viele werdende Mütter sind verunsichert, wenn es um den Unterschied zwischen Streptokokken und Scharlach geht. Streptokokken sind Bakterien, während Scharlach die durch diese Bakterien verursachte Erkrankung ist – genauer gesagt, durch die Gruppe A-Streptokokken (GAS).
Es gibt verschiedene Arten von Streptokokken. Die für Scharlach verantwortlichen A-Streptokokken können auch andere Erkrankungen wie Mandelentzündung oder Hautinfektionen verursachen. Während der Schwangerschaft spielen zudem B-Streptokokken (GBS) eine wichtige Rolle, die im Genitalbereich vorkommen können und bei der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden können. Diese B-Streptokokken verursachen jedoch keinen Scharlach, sind aber Gegenstand des routinemäßigen Screenings vor der Geburt.
Vorbeugende Maßnahmen und Schutzmöglichkeiten
Um dich während der Schwangerschaft vor Scharlach zu schützen, kannst du einige praktische Vorsichtsmaßnahmen ergreifen:
- Regelmäßiges und gründliches Händewaschen, besonders nach dem Kontakt mit erkrankten Personen
- Vermeidung von engem Kontakt mit erkrankten Personen, besonders in der Frühphase der Infektion
- Stärkung des Immunsystems durch ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und moderate Bewegung
- Bei Kontakt mit Scharlach-Patienten: Informiere deinen Gynäkologen oder deine Hebamme
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn du als Schwangere beruflich mit Kindern arbeitest, da Scharlach besonders häufig im Kindesalter auftritt.
Wann zum Arzt gehen?
Bei Verdacht auf Scharlach in der Schwangerschaft solltest du umgehend ärztlichen Rat einholen. Konsultiere deinen Gynäkologen oder Hausarzt, wenn folgende Symptome auftreten:
- Plötzliches hohes Fieber
- Halsschmerzen in Kombination mit rotem Hautausschlag
- Kontakt mit einer an Scharlach erkrankten Person
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist entscheidend, um mögliche Komplikationen für dich und dein Baby zu vermeiden.
Häufige Fragen zu Scharlach in der Schwangerschaft
Was ist der Unterschied zwischen Streptokokken und Scharlach?
Streptokokken sind Bakterien, während Scharlach die durch bestimmte Streptokokken (Gruppe A) verursachte Krankheit ist. Die Bakterien produzieren Toxine, die den typischen Hautausschlag und andere Symptome auslösen. Nicht jede Streptokokken-Infektion führt jedoch zu Scharlach – es können auch „einfache“ Halsschmerzen oder andere Beschwerden sein. Neben diesen Gruppe-A-Streptokokken sind für Schwangere auch Gruppe-B-Streptokokken wichtig, auf die vor der Geburt getestet wird.
Kann ich mein Baby mit Scharlach anstecken?
Eine direkte Übertragung von Scharlach auf das ungeborene Kind findet nicht statt. Die Plazenta bildet eine Barriere gegen die Streptokokken. Allerdings können hohes Fieber und andere Komplikationen indirekte Auswirkungen haben. Nach der Geburt ist eine Übertragung auf das Neugeborene möglich, weshalb eine vollständige Behandlung vor der Entbindung wichtig ist.
Wie lange bin ich ansteckend mit Scharlach in der Schwangerschaft?
Ohne antibiotische Behandlung kann die Ansteckungsfähigkeit bis zu drei Wochen anhalten. Mit Antibiotika bist du in der Regel bereits nach 24 Stunden nicht mehr ansteckend, vorausgesetzt, das Fieber ist abgeklungen. Die vollständige Einnahme der verschriebenen Antibiotika ist dennoch wichtig, um Rückfälle zu vermeiden.
Wird bei jeder Schwangeren ein Streptokokken-Test durchgeführt?
In Deutschland ist ein Screening auf B-Streptokokken (nicht die Scharlach-Erreger) zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche üblich. Dieser Streptokokken-Abstrich wird vaginal und rektal durchgeführt, um die Besiedlung mit B-Streptokokken zu prüfen. Ein Test auf A-Streptokokken (Scharlach-Erreger) erfolgt hingegen nur bei entsprechenden Symptomen oder Kontakt zu Erkrankten und wird als Rachenabstrich durchgeführt. Beide Abstricharten sind schmerzfrei und stellen kein Risiko für dich oder dein Baby dar.
Ist Scharlach im ersten Trimester besonders gefährlich?
Hohes Fieber durch Scharlach kann im 1. Trimester theoretisch Risiken bergen. Eine schnelle Behandlung mit fiebersenkenden Mitteln und Antibiotika ist daher besonders wichtig. Während das Bakterium selbst nicht zum Kind gelangt, kann anhaltendes hohes Fieber in dieser frühen Phase potenziell problematisch sein. Im Artikel erfährst du mehr über die spezifischen Risiken je Schwangerschaftsphase.
Die Diagnose und Behandlung von Scharlach in der Schwangerschaft hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Mit dem richtigen Wissen und schnellem Handeln kannst du das Risiko für Komplikationen minimieren und dich und dein Baby optimal schützen.