Während der Schwangerschaft passen sich viele Stoffwechselprozesse im Körper an – leider nicht immer zum Positiven. Schwangerschaftsdiabetes gehört zu den häufigsten Komplikationen und bleibt oft unbemerkt, da die Symptome leicht mit normalen Schwangerschaftsbeschwerden verwechselt werden können. Doch das Erkennen der Anzeichen eines Schwangerschaftsdiabetes ist entscheidend, um Risiken für Mutter und Kind zu minimieren. In diesem Artikel erfährst du, auf welche Symptome du achten solltest und wie du sie von gewöhnlichen Schwangerschaftsbeschwerden unterscheiden kannst.
Inhaltsverzeichnis
Warum Schwangerschaftsdiabetes oft unbemerkt bleibt
Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes mellitus (GDM) genannt, entwickelt sich meist schleichend. Das Tückische daran: Viele Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes bemerken keinerlei Symptome. Die körperlichen Anzeichen können so subtil sein, dass sie im Trubel der allgemeinen Schwangerschaftsveränderungen untergehen.
Die Störung des Zuckerstoffwechsels entsteht, weil die Hormone der Plazenta die Wirkung des Insulins beeinträchtigen. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel langsam an. Da dieser Anstieg jedoch graduell erfolgt, fehlen oft die klassischen, deutlichen Diabetes-Symptome, die bei Typ-1- oder Typ-2-Diabetes auftreten können.
Mögliche Anzeichen von Schwangerschaftsdiabetes erkennen
Typische Anzeichen von Schwangerschaftsdiabetes
Obwohl die Symptome oft unauffällig sind, können folgende Anzeichen auf einen Schwangerschaftsdiabetes hindeuten:
Verstärkter Durst und häufiges Wasserlassen
Ein erhöhter Blutzuckerspiegel führt dazu, dass die Nieren versuchen, den überschüssigen Zucker über den Urin auszuscheiden. Dies kann zu:
- Vermehrtem Durstgefühl führen
- Häufigeren Toilettengängen (über das in der Schwangerschaft ohnehin erhöhte Maß hinaus)
- Trockenem Mund, auch nach ausreichender Flüssigkeitszufuhr
Da schwangere Frauen ohnehin oft mehr Durst haben und häufiger zur Toilette müssen, werden diese Anzeichen häufig nicht mit einem Schwangerschaftsdiabetes in Verbindung gebracht.
Ungewöhnliche Müdigkeit und Erschöpfung
Natürlich ist Müdigkeit ein typisches Schwangerschaftssymptom. Bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes kann die Erschöpfung jedoch besonders ausgeprägt sein:
- Bleibleierne Müdigkeit, die auch nach ausreichend Schlaf anhält
- Plötzliche Energielosigkeit, besonders nach den Mahlzeiten
- Anhaltende Konzentrationsschwierigkeiten
Der Grund: Dein Körper kann die Glukose aus der Nahrung nicht effizient in die Zellen transportieren, wodurch dir buchstäblich die Energie fehlt.
Verstärkte Infektionsanfälligkeit
Ein erhöhter Blutzuckerspiegel kann das Immunsystem schwächen und zu vermehrten Infektionen führen:
- Häufige Harnwegsinfekte
- Vermehrter Scheidenpilz oder bakterielle Vaginosen
- Langsamer heilende Wunden oder Hautprobleme
Wenn du während der Schwangerschaft auffällig oft mit Infektionen zu kämpfen hast, könnte dies ein Hinweis auf einen Schwangerschaftsdiabetes sein.
Ungewöhnliche Anzeichen, die auf Schwangerschaftsdiabetes hindeuten können
Neben den klassischen Symptomen gibt es einige weniger bekannte Anzeichen, die auf einen Schwangerschaftsdiabetes hinweisen könnten:
Exzessives Fruchtwasser (Polyhydramnion)
Durch den erhöhten Blutzuckerspiegel scheidet das Baby mehr Urin aus, was zu einer vermehrten Fruchtwassermenge führen kann. Dies äußert sich durch:
- Ungewöhnlich großen Bauchumfang
- Atembeschwerden
- Verstärkte Sodbrennen-Beschwerden
Auffällige Kindsbewegungen
Manche Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes berichten über besonders aktive Kindsbewegungen. Der erhöhte Blutzuckerspiegel kann dem Baby einen Energieschub geben, was zu vermehrter Aktivität führen kann.
Verstärkte Übelkeit nach dem Essen
Während morgendliche Übelkeit in der Frühschwangerschaft normal ist, kann Übelkeit nach den Mahlzeiten – besonders im späteren Verlauf der Schwangerschaft – auf einen schwankenden Blutzuckerspiegel hindeuten.
Diabetes-Symptome bei Frauen: Was ist spezifisch für den Schwangerschaftsdiabetes?
Die allgemeinen Diabetes-Symptome bei Frauen unterscheiden sich teilweise von den Anzeichen eines Schwangerschaftsdiabetes. Bei einem „normalen“ Diabetes mellitus treten oft folgende Symptome auf:
- Plötzlicher Gewichtsverlust trotz normaler oder gesteigerter Nahrungsaufnahme
- Starke Heißhungerattacken
- Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Händen und Füßen
- Sehstörungen
Bei Schwangerschaftsdiabetes hingegen fehlen diese markanten Symptome meist, was die Diagnose erschwert. Der Grund: Die Blutzuckerwerte steigen nicht so drastisch und plötzlich an wie bei anderen Diabetesformen, sondern entwickeln sich langsamer. Zudem überlagern normale Schwangerschaftsveränderungen wie Gewichtszunahme, veränderte Essgewohnheiten und Wassereinlagerungen die typischen Diabetes-Anzeichen.
Schwangerschaftsdiabetes oder normale Schwangerschaftsbeschwerden?
Die Unterscheidung zwischen normalen Schwangerschaftsbeschwerden und den Anzeichen eines Schwangerschaftsdiabetes ist nicht einfach. Hier einige Anhaltspunkte:
Durst und Wasserlassen
Normal in der Schwangerschaft:
- Mäßig gesteigerter Durst
- Häufigeres Wasserlassen durch Druck auf die Blase
Möglicherweise Anzeichen für Schwangerschaftsdiabetes:
- Extremer, unstillbarer Durst
- Auffallend große Urinmengen
- Nächtliches Aufstehen zum Wasserlassen deutlich mehr als 2-3 Mal
Müdigkeit
Normal in der Schwangerschaft:
- Verstärkte Müdigkeit besonders im ersten und dritten Trimester
- Müdigkeit, die durch Ruhe gebessert wird
Möglicherweise Anzeichen für Schwangerschaftsdiabetes:
- Extreme, auch durch Schlaf nicht zu behebende Erschöpfung
- Plötzliche Energielosigkeit nach den Mahlzeiten
Gewichtszunahme
Normal in der Schwangerschaft:
- Gleichmäßige Gewichtszunahme von etwa 10-15 kg über die gesamte Schwangerschaft
Möglicherweise Anzeichen für Schwangerschaftsdiabetes:
- Rasche, übermäßige Gewichtszunahme in kurzer Zeit
- Starke Wassereinlagerungen (Ödeme)
Warum der Zuckertest auch ohne Symptome wichtig ist
Da die Symptome eines Schwangerschaftsdiabetes oft fehlen oder schwer zu erkennen sind, ist der Glukosetoleranztest zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche für alle schwangeren Frauen empfehlenswert. Bei diesem Test wird überprüft, wie dein Körper auf eine definierte Menge Zucker reagiert.
Die Diagnose eines Schwangerschaftsdiabetes ist wichtig, weil er unbehandelt zu Komplikationen führen kann:
- Übermäßiges Wachstum des Babys (Makrosomie)
- Erhöhtes Risiko für einen Kaiserschnitt
- Mögliche Geburtskomplikationen
- Stoffwechselprobleme beim Neugeborenen
- Langfristig erhöhtes Diabetesrisiko für Mutter und Kind
Die gute Nachricht: Ein erkannter Schwangerschaftsdiabetes lässt sich in den meisten Fällen gut behandeln. Oft reichen schon eine angepasste Ernährung und regelmäßige Bewegung aus, um den Blutzuckerspiegel zu normalisieren.
Wann solltest du zum Arzt gehen?
Auch wenn der reguläre Schwangerschaftsdiabetes-Test erst zwischen der 24. und 28. SSW ansteht, solltest du bei folgenden Anzeichen früher einen Arzt aufsuchen:
- Extremer Durst und häufiges Wasserlassen
- Unerklärliche, übermäßige Müdigkeit
- Wiederholte Harnwegs- oder Scheidenpilzinfektionen
- Schnelle, übermäßige Gewichtszunahme
- Familiäre Vorbelastung mit Diabetes und zusätzliche Symptome
Dein Frauenarzt kann durch einfache Blut- oder Urintests feststellen, ob dein Blutzuckerspiegel erhöht ist.
Häufige Fragen zu Schwangerschaftsdiabetes-Symptomen
Ab wann entwickelt sich üblicherweise ein Schwangerschaftsdiabetes?
Schwangerschaftsdiabetes tritt meistens im zweiten oder dritten Trimester auf. Die hormonellen Veränderungen, die den Blutzucker beeinflussen, nehmen ab der 20. SSW deutlich zu. Daher wird der Glukosetoleranztest in der Regel zwischen der 24. und 28. SSW durchgeführt. Bei Risikofaktoren wie Übergewicht, familiärer Vorbelastung oder einem früheren Schwangerschaftsdiabetes kann die Erkrankung jedoch auch früher auftreten.
Würde ich selbst bemerken, wenn ich Schwangerschaftsdiabetes habe?
Die meisten Frauen bemerken ihre Erkrankung nicht ohne medizinische Tests. Nur etwa 10-20% der Betroffenen entwickeln auffällige Symptome. Daher ist der routinemäßige Zuckertest so wichtig – er entdeckt auch jene Fälle, die keine spürbaren Anzeichen verursachen. Verlasse dich nicht darauf, dass du Symptome bemerkst, sondern nimm den empfohlenen Screening-Test in Anspruch.
Wie fühlt sich dein Körper an, wenn du Schwangerschaftsdiabetes hast?
Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes beschreiben oft ein allgemeines Unwohlsein, das über die üblichen Schwangerschaftsbeschwerden hinausgeht. Viele berichten von einem ständigen Durstgefühl, trockener Mundschleimhaut und einer bleiernden Müdigkeit. Manche bemerken auch Stimmungsschwankungen, die mit ihrem Blutzuckerspiegel zu tun haben – besonders nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten können Energietiefs auftreten.
Welche Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftsdiabetes?
Nicht jede Frau hat das gleiche Risiko, einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:
- Übergewicht oder Adipositas vor der Schwangerschaft
- Familiäre Vorbelastung mit Diabetes (besonders bei Eltern oder Geschwistern)
- Alter über 35 Jahre
- Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
- Frühere Schwangerschaft mit sehr schwerem Kind (über 4000g)
- Bereits durchgemachter Schwangerschaftsdiabetes
Wenn mehrere dieser Faktoren auf dich zutreffen, solltest du besonders aufmerksam auf mögliche Symptome achten und den Zuckertest nicht versäumen.
Mehr grundlegende Informationen zum Thema Schwangerschaftsdiabetes findest du in unserem Überblicksartikel.