Die Fähigkeit, sauber und trocken zu werden, beinhaltet unbewusste Körpervorgänge bewusst werden zu lassen. Bei der Frage, wie und wann ein Kind sauber werden sollte, sind nach wie vor Generationsunterschiede festzustellen. Wissenschaftlich gesehen, bestimmen jedoch die Kinder selbst den richtigen Zeitpunkt dafür. Für Eltern bedeutet das Sauberwerden ihres Kindes nicht nur Geldersparnis und Arbeitserleichterung, sondern wird zudem in der Gesellschaft als Maßstab für eine gute Erziehung gesehen. Häufig wird von Bekannten oder auch Unbekannten ab ca. 18 Monaten nachgefragt, wann denn das „Windelproblem“ endlich gelöst ist. Dies ist ein enormer Druck, den die Eltern oft zwangsläufig auf ihre Kinder übertragen.
Sicherlich ist es praktisch, wenn das Kind schon früh sauber ist, jedoch muss an dieser Stelle auch davor gewarnt werden, dass zu frühe (vor dem 24. Lebensmonat) Sauberkeitserziehung mit Rückfällen verbunden sein kann. Von Ärzten wird immer wieder geraten, nicht vor dem 27. Lebensmonat mit dem Sauberkeitstraining zu beginnen, da ein Kind zuvor die Fähigkeit, Blasen- und Darmmuskulatur zu beherrschen zumeist nicht besitzt. Mit 2,5 Jahren sind ca. 2/3 aller Kinder überwiegend trocken. Mädchen sind in der Regel etwas eher trocken als Jungen. Durchschnittlich sind die Kinder mit 33 Monaten tagsüber windelfrei. Nachts dauert dies zumeist länger – bis 5 Jahre ist es völlig im grünen Bereich, wenn das Kind zum Schlafen noch eine Windel benötigt (ca. die Hälfte aller Kinder bis 5 Jahre brauchen nachts eine Windel).
Anzeichen für einen guten Zeitpunkt zum Projekt „Windelfrei“:
-
Signale der Kinder bemerken, wie z.B. Kommt das Kind tagsüber längere Zeit ohne Wasserlassen aus? Unterbricht es sein Spiel, hält inne oder versteckt sich, wenn es in die Windel macht?
-
Ein guter Start ist die Äußerung des Kindes, dass die Windel voll ist sowie das Benennen der Ausscheidungen und der Wunsch nach einer neuen Windel
-
Will das Kind sich keine Windel mehr umbinden lassen?
-
Interesse für das Thema Ausscheidungen aufgreifen bzw. wecken, indem das Kind während dem elterlichem Toilettengang zusieht
Unterstützende Tipps für die „Sauberkeitserziehung“:
-
Kinderkleidung anziehen, die das Kind alleine an- und ausziehen kann, wie z.B. Hosen mit Gummizug. Latzhosen oder Gürtel sind in dieser Lernzeit sehr hinderlich.
-
Nicht aus Bequemlichkeit oder Scham zwischen Unterhose und Windel hin und her pendeln (z.B. bei Ausflügen, beim Rodeln, im Auto), denn das bringt die Kinder durcheinander – Durchhaltevermögen ist gefragt!
-
In der Anfangszeit immer eine Ersatzgarnitur an Kleidung mitnehmen!
-
Jedes Kind bevorzugt andere Toilettensitze, ob nun Topf, Sitzverkleinerer, Toilettenleiter, Musiktopf o.ä. sollte das Kind selbst wählen können.
-
Manche Toilettenaufsätze sind etwas wackelig und aufgrund der Höhe des Klos schwer für die Kleinen zu erreichen. Deshalb hilft ein Hocker, um dem Kind mehr Sicherheit zu geben.
-
Der Sommer ist eine günstige Jahreszeit, um mit der Sauberkeitserziehung zu beginnen. Denn hier kann das Kind seine Ausscheidungen (ohne Windel) selbst spüren und versuchen zu kontrollieren.
-
Ungünstige Zeitpunkte sind, wenn noch weitere Veränderungen bevorstehen, wie z.B. Umzug, Krankheit, Familienzuwachs, Betreuungsveränderung etc.
-
Wenn es das Kind geschafft hat, seine Ausscheidungen auf dem Klo/Topf zu verrichten, sollte es dafür gelobt werden.
-
Da die Sauberkeitserziehung meist in die Trotzphase fällt, sollte darauf geachtet werden, dass es nicht zu Machtkämpfe bezüglich der Sauberkeit kommt – denn das Kind sitzt hier am längeren Hebel!
-
Ständiges Nachfragen und Erinnern an den Toilettengang, führt dazu, dass das Kind nicht lernt selbst für seine Sauberkeit Verantwortung zu tragen. Vertraut Eurem Kind!
Keine Sorge, wenn Euer Dreijähriges Kind noch nicht sauber ist. Die einen Kinder verabschieden sich schneller von ihrer Windel und andere brauchen dazu etwas länger. Jedes Kind hat dabei sein eigenes Tempo. Bei Unsicherheiten solltet Ihr grundsätzlich mit Eurem Kinderarzt Rücksprache halten. Missgeschicke sind normal. Oft sind die Kinder so in ihr Spiel vertieft, dass sie die Anzeichen für eine baldige Blasenentleerung zu spät bemerken. Wenn ein Kind, das schon über einen längeren Zeitraum sauber war wieder Rückfälle hat, sollte man dem Nachgehen. Vielleicht hat das Kind gerade Probleme, die ihr Ventil im Einnässen zeigen. Hierbei hilft oft ein Gespräch mit dem Kinderarzt.